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August 2013
Zentralistische Verwaltung und regionaler Ausgleich

Die Stadt erstickt, das Land verödet

Im zentralistischen Staat befinden sich Regierung, Parlament, Justiz, Polizei, sämtliche nationalen Verwaltungen und kulturellen Einrichtungen in der Hauptstadt. Eine Folge ist, dass interregional und international tätige Firmen ihren Hauptsitz in die Hauptstadt verlegen. In der Hauptstadt gibt es Arbeit und wirtschaftliche Zukunft. Wer Arbeit oder Abenteuer sucht, geht in die Hauptstadt. Die Verwaltungen, die sozialen Einrichtungen, die verfügbaren Wohnungen, die Verkehrswege und der öffentliche Verkehr werden bestürmt. Vielleicht gibt es bald Leute, die in ghettoartigen Vorstädten oder auf der Strasse wohnen. Die Hauptstadt braucht Steuergelder und verschafft sich diese. Das Land wird von der Hauptstadt aus kaum wahrgenommen. Nur wenig Geld fliesst zurück auf's Land. Das Land verarmt und wird unattraktiv. Junge Leute ziehen weg. Die Gegensätze zwischen Stadt und Land vergrössern sich. Es gibt soziale Spannungen.

Gegenmassnahmen

Eine Beruhigung der kritischen Entwicklung ist möglich, wenn der Sog der von der Hauptstadt (auch von der Grossstadt) ausgeht geschwächt wird und wenn die Regionen gestärkt werden.

Das Parlament wird üblicherweise vom Volk gewählt. Dennoch führt es ein Eigenleben. Dennoch führt es ein Eigenleben. Ein Gegengewicht bilden regionale Parlamente und Regierungen.Gibt es 100 politische Bezirke mit 100 Parlamenten und Regierungen, so sind diese zu klein und zu schwach um ein Gegengewicht zur Zentralgewalt zu bilden.Fünf oder mehr Regionen die politisch und organisatorisch selbständig sind, können einen Schutz bilden gegen mögliche Willkür der Zentralgewalt. Regionale Zentren sind nicht nur ein nötiges Gegengewicht zur politischen Zentralgewalt. Sie sind auch eine grosse Hilfe bei ausserordentlichen Situationen und im Katastrophenfall.
In manchen Ländern gab es mehr Armee-Einsätze gegen die eigene Bevölkerung als gegen einen äusseren Feind. Gegen diese Gefahr helfen mindestens drei regionale Militärdirektionen mit eigener Truppe und eigenem Arsenal. Diese unterstehen selbstverständlich dem nationalen Parlament und der nationalen Regierung.Gerichte sollten unabhängig sein. Um die die Gefahr von Befangenheit zu minimalisieren, sollten Gerichte vor politischer Einflussnahme geschützt sein. Parlamentarier, hohe Militärs und Richter sollten nicht beim Abendessen oder beim Trinken miteinander am gleichen Tisch sitzen. Das höchste Gericht eines Landes sollte sich deshalb in einer Stadt befinden, die mindestens 100 Kilometer von der Hauptstadt entfernt ist.

Nur wenige Verwaltungen und Institutionen müssen sich wirklich in der Hauptstadt befinden. Verwaltungen, die viele Angestellte brauchen, sollten in wirtschaftlich eher schwache Regionen verlegt werden. Nationale Forschungsstellen, das Nationalmuseum und andere kulturelle Zentren können weitab von der Hauptstadt liegen.Ebenso Spitzenuniversitäten und Spitäler die mit Spitzenmedizin ausgerüstet sind. Das gleiche gilt für Radio und Fernsehstudios. Wenn hochsubventionierte Einrichtungen wie Nationaltheater, Orchester, Oper und Ballet unterhalten werden, so sollen diese vorzugsweise ihr Domizil nicht in der Hauptstadt haben. Sie sollen in den Städten des Landes auf Tournee gehen. Eine ausgleichende Verteilung aller staatlichen und staatlich subventionierten Einrichtungen verhilft zu mehr Gleichgewicht. Sie kittet die Nation zusammen.