das ganze Leben - Grundlagen der kulturellen Situation - das ganze Leben
the entire life - grass roots of the cultural situation - the entire life
la vie entière - les bases de la situation culturelle - la vie entière
August 2012
Das Gemeinschaftsleben 6
Der Besitz
Die Freude am schönen Werk und die Chance auf Selbstbestätigung und Anerkennung durch andere sind mächtige Motivatoren, welche Einzelne anspornen für die Gesellschaft wichtige Taten zu leisten. Die Chance auf Lohn, Gewinn und Reichtum ist ebenfalls ein wichtiger Anreiz. Besitz erlaubt dem Einzelnen Güter anzusammeln. Das kann helfen Ideen und Projekte zu realisieren. Besitz bedeutet auch Abgrenzung gegen Andere. Der Besitz ist eine Art Bollwerk gegen aussen und damit auch gegen die Allgemeinheit. Aber in einer Gesellschaft, die keinen Privatbesitz kennt, bleibt die Motivation für ausserordentliche Leistungen klein. Eine solche Gesellschaft riskiert zu stagnieren oder von anders organisierten Gesellschaften aufgesogen zu werden.
Besitz, Recht und Pflicht in einer Überflussgesellschaft
Wir sind Teilnehmer einer Hochleistungsgesellschaft. Wir bewegen uns aber noch in den Denkweisen, Gewohnheiten und Gesetzen einer Fortschrittsgesellschaft. Die gesellschaftlichen und die gesetzgeberischen Anreize entsprechen nicht mehr der heutigen Situation. Das ist ein Grund weshalb vieles, was wir zur Lösung unserer Probleme unternehmen nicht oder nicht befriedigend funktioniert. Wir brauchen neue Vorstellungen, neue Ideen und neue Anreize, welche den Gegebenheiten von heute entsprechen.
Das Land
Der Mensch hat die Erde nicht geschaffen. Wir können keinen neuen Boden herstellen um dadurch Besitzansprüche zu legitimieren. Das gilt auch für das Wasser und für alle Reichtümer der Natur. Auf der Erde sind wir Gäste. Wir benutzen die Erde. Angemessen und anständig sollten wir das tun. Das ist auch in unserem Interesse. Die Idee das Land der Erde in Privatbesitz zu geben führt zu unvorstellbaren Konsequenzen. Letztlich gäbe es Besitzende und ihre Angestellten, welche die Erde für ihre Zwecke ausbeuten würden und es gäbe die Illegalen, welche die Welt der Besitzenden verlassen müssten.
Nutzungsrechte
Urwald, Urland und Urmeer, die wichtigen biologischen Kreisläufe und die Artenvielfalt sind fundamentale Lebensgrundlagen. Wenn wir diese Güter grossräumig vor Raubbau bewahren können, dann haben wir eine solide Lebensgrundlage, wenn nicht, dann spielen wir mit dem Ast, auf dem wir sitzen. Grundlegend für unser Leben und unsere Kultur sind auch weitere Güter, die wir nicht produzieren können. Wir brauchen Wasser, die Luft und den biologischen Reichtum der Erde. Diese sollten nicht übernutzt werden und darum in öffentlicher Hand bleiben. Private Rechte zur Nutzung sollte möglich sein. Vorschriften und strenge Kontrollen sind allerdings notwendig. Wenn wir eine gute Landwirtschaft haben denken wir in Erntegleichgewichten und in Kreisläufen. Eine effiziente und schonende Betreuung und Nutzung funktioniert vielleicht besser in privaten Händen, als in der Hand einer öffentlichen Verwaltung, in welcher niemand eigentlich verantwortlich ist. Wenn Private für Grundlegendes Nutzungsrechte haben, dann ist ein Gegengewicht zum Privaten nötig. Es braucht Organe der Öffentlichkeit welche die Einhaltung der Regeln für den verantwortlichen Umgang mit den Gütern kontrollieren und durchsetzen.
Reichtümer der Kultur
Die Kultur liefert das bisherige Wissen und Können. Alles Neue basiert auf dieser Grundlage. Sie bildet das Gegengewicht zum Recht auf Eigentum. Natürlich haben die, welche ausserordentliche Leistungen vollbringen, einen Anspruch etwas zu erhalten, das sie motiviert und für ihre Leistung entschädigt. Wissenschaftliche und kulturelle Arbeiten und Leistungen machen die Erbringer der Leistungen selten reich. Hier darf die Allgemeinheit grosszügig investieren, denn es soll nicht so sein, dass die Gestalter und Träger unserer Kultur einen empfindlichen Mangel an Arbeitsmaterial haben, dass sie frieren, hungern und sich vor dem Alter fürchten. Umgekehrt soll die Öffentlichkeit an den Leistungen in Kultur und Wissenschaft immer Anteil haben. Es soll möglich sein, besondere Leistungen durch Autorenrechte und Patente zu schützen. Die Patenterteilung auf Zeit soll ein Anreiz sein, damit geforscht und investiert wird und damit Wettbewerb entsteht. Der Patentschutz soll aber nie soweit gehen, dass durch ihn der Wettbewerb erdrückt, statt gefördert wird. Private Vererbung muss sehr beschränkt sein. Vererbung ist Vererbung von Macht und Reichtum. Sie diskriminiert all die, die nicht erben können. Wissen und Macht dürfen nicht zum Monopol von Privaten verkommen und die Allgemeinheit soll kulturell nicht ausgetrocknet werden.
Dienstleistungen
Vor allem bei Dienstleistungen gibt es Angebote für die es keine Alternative gibt. Beispiele sind öffentliche Verwaltung, Feuerwehr, Polizei, Schulen, Gesundheitswesen und öffentlicher Verkehr. Diese Institutionen dürfen nicht in Privatbesitz übergehen. Restriktive Verträge mit Privaten sind aber möglich. Güter produzierende Firmen arbeiten meist effizienter und ideenreicher, wenn sie in privater Hand sind.