Das ganze Leben
The entire life
La vie entière

September 2010

Freiheit und Lenkung 2
Die persönliche Freiheit und ihre Grenzen

Der persönliche Freiraum

Wir wollen frei reden und unser Leben selber frei gestalten können. Doch weil wir dieses Recht für uns beanspruchen, müssen wir es auch allen anderen gewähren. Das Gesetz muss akzeptieren, dass Leute sehr verschieden sind und ein Recht auf ihre eigene Persönlichkeit haben. Dadurch ergibt es sich, dass manche unserer Nachbarn und Bekannten einen Lebensstil pflegen, der uns nicht gefällt. Wenn wir persönlichen Freiraum für alle wollen müssen wir, zu Gunsten der individuellen Freiheit, auch unangenehme und sogar hässliche Dinge tolerieren, insofern sie keine Schäden verursachen. Der persönliche Freiraum, den wir tolerieren müssen, schliesst ein, dass Menschen widerlich erscheinen, widerliche Dinge tun und Positionen vertreten über die wir uns ärgern mögen.

Grenzen erkennen und Signale setzen

Soviel Freiheit wie möglich, soviel Unfreiheit wie nötig! Das ist die Maxime einer freie Gesellschaft.
Eine Kultur kann nur erfolgreich sein, wenn eine Mehrheit der Teilnehmer einen Rahmen des Zusammenlebens anerkennt und respektiert. Es geht um Gewohnheiten, soziale Kompetenz und Gesetze des Zusammenlebens. Deshalb ist es wichtig, dass manche Regeln schon im Kindesalter zur Routine werden. Soweit es Sache der Schule ist Regeln zu vermitteln, muss sie auch über die Mittel verfügen um diese durchzusetzen. Für Fehlbare wird möglicherweise ein Engagement in der Freizeit oder in den Ferien angeordnet. Beim Aufräumen und Putzen öffentlicher Anlagen, bei fürsorglichen und anderen Tätigkeiten lernt der Fehlbare seine soziale Kompetenz zu vervollkommnen. Es geht nicht darum ihn zu bestrafen. Es geht darum ihm klar zu machen dass wenn er tut, was die Gesellschaft nicht will, er dann etwas tun muss, was er nicht will. Schon in der Schulzeit muss sich ein Mensch mit seinen dunklen Seiten auseinandersetzen und erkennen wo und wann er für sich und für andere eine Belastung ist und was er wie verbessern kann.

Verbrechen die nicht immer als solche erkannt werden

Viele Verbrechen sind für die Öffentlichkeit klar erkennbar. Bei Betrug, Diebstahl und Mord ist das zweifellos der Fall. Weniger deutlich erkennbar sind Dinge wie die Störung unserer sozialen Struktur und die Schädigung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Da wird dann einer der einen Monatslohn stiehlt streng verurteilt, während andere nicht einmal angeklagt werden, wenn sie durch Rücksichtslosigkeit und Gier ganze Wirtschaftszweige schädigen und viele Leute ruinieren oder wenn sie grosse Umweltschäden anrichten. Manche Verbrechen sind Bestandteil einer Kultur. Dies macht eine gründliche Aufklärung besonders schwierig und nötig. Gründliche Schulung ist angesagt.

Ein Streitpunkt ist die Religionsfreiheit: Du hast das Recht in religiösen Dingen Deine eigene Wahl zu treffen. Ebenso wie Du haben alle anderen Personen das Recht ihre eigene Wahl zu treffen, auch die Mitglieder Deiner Familie.

Ein weiterer Streitpunkt ist die Sexualität: Die Öffentlichkeit schützt Minderjährige und in einem Abhängigkeitsverhältnis stehende vor sexuellen Übergriffen. An der Schwelle der Volljährigkeit toleriert die Gesellschaft sexuelle Handlungen zwischen Heranwachsenden und Erwachsenen unter der Bedingung, dass kein Abhängigkeitsverhältnis besteht und dass der Altersunterschied gering ist. Ein Problem ist die unterschiedliche Wahrnehmung sexueller Freuden durch Männer und durch Frauen. Männer müssen lernen, dass Nötigung und Vergewaltigung für Frauen oft Katastrophen mit weitreichenden Folgen sind. Frauen können in sexuellen Dingen wenig Verbrechen zur Last gelegt werden. Hilfreich ist wenn Mädchen lernen wie sie sich wirksam abgrenzen können, wenn Männer aufdringlich werden. Sie müssen auch wissen, welchen Risiken sie sich aussetzen, wenn sie sich an fragwürdigen Orten bewegen und wenn sie bereits ihre ganzen Verführungskünste einsetzen.