März 2011
Glück und Gesellschaft 3
Bildung und Kultur
Wir sind mächtig geworden. Viele von uns können heute Dinge tun, die noch vor wenigen Jahrzehnten als unmöglich galten. Wir haben Träume wahr gemacht. Wir gefährden aber durch Rohheit und Rücksichtslosigkeit unsere Umwelt und damit unseren Fortbestand. Das Ergebnis unserer Bemühungen ist unattraktiv, denn es gibt nur wenige glückliche Menschen. Der materiell versorgte Mensch ist als solcher nicht glücklich. Er braucht eine Perspektive, die Träume von einer besseren Welt und die Hoffnung, ein paar Schritte weiter zu kommen. Es gibt Menschen, die ihr Leben erfolgreich selbständig führen können, manche können es unter Anleitung und manche können es nur in einer Gruppe. Darauf muss eine gute Kultur Rücksicht nehmen.
Unsere Bildung ist darauf ausgerichtet, dass wir lernen, die Welt zu verstehen und zu beherrschen. Wir lernen aber kaum, unser Inneres zu verstehen und mit ihm umzugehen. Darum sind wir einerseits sehr mächtig, andererseits auch sehr gefährlich. Weil wir nicht gelernt haben mit uns selber angemessen umzugehen, können wir es mit allem andern auch nicht. Das ist ein grundlegender Fehler und ein grosses Problem. Die Kombination von Spitzentechnologie und persönlicher und gesellschaftlicher Stagnation oder gar Dummheit ist gefährlich, weil wir uns verantwortungslos benehmen und tragisch, weil wir mit einem Maximum an Aufwand ein Minimum an Glück erreichen.
Unser Alltagsleben wird oft durch wirtschaftlichen Zwang bestimmt. Wer seine tägliche Arbeit nur um des Geldes willen tut, wird unzufrieden. Er wird glauben, dass ihm die Arbeit das Leben weg nimmt, das für ihn richtig wäre. Auch wenn er mehr und mehr Lohn bekommt, bleibt er unzufrieden, denn seine Unzufriedenheit nährt seine Gier. Wer zu seiner Arbeit stehen kann und diese als sinnvoll versteht, erlebt schon bei kleinerem Einkommen Befriedigung. Er wird auch Verzicht oder Mehrarbeit leisten, wenn dies im Sinne der Sache ist. Alle Bildung nützt nicht viel, wenn unsere Kultur Menschen dazu bringt Dinge zu tun, die sie nicht gut heissen können.
Wir sind uns uneins darüber, was das Wünschbare und was das Richtige ist. Aber wir stimmen soweit überein, dass wir die Zielrichtung genügend genau verstehen und beschreiben können. Eine gute Kultur trägt Sorge zum Ganzen. Jeder Mensch muss lernen, dass er etwas für die Allgemeinheit, für das Grosse oder für das Ganze tun muss, um seinen Frieden zu finden. Zeit vernichtende, angenehme Unterhaltung ist dafür kein ausreichender Ersatz.